Das Haus


Das Haus - seine Geschichte ragt ins Heute hinein


Das Alter des Hauses ist nur schwer zu bestimmen. Im 17. Jahrhundert war es zusammen mit dem Nachbargrundstück (heutiges Haus Nr. 9) eine einzige Hofstelle, dessen erste urkundliche Erwähnung - wie von vielen Garreyer Gehöften - 1682 erfolgte.


Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) sowie dem Pestjahr 1636 existierte das Dorf nicht mehr: "Garrey lag 12 Jahre ganz ledig, öde und wüst, ist über die Hälfte abgebrannt, die übrigen Gebäude aber sind ganz und gar in Klump gefallen und kein Untertan am Leben geblieben. Die rund 100 Einwohner wurden zum großen Teil erschlagen, von den geflohenen kamen viele um, kein einziger kehrte in sein Heimatdorf zurück".


Wie in vielen Regionen Mitteleuropas überlebte in Garrey kein einziger Bewohner diese kontinentale Katastrophe. Erst nach etwa drei Jahrzehnten setzte eine größere Wiederbesiedelung ein. Die Gebäudezählung trug dem Rechnung, es konnten wieder Steuern bezahlt werden. Zu der heutigen Pension wurde dabei vermerkt: ".hat schlechte Gebäude und der Acker ist verbuscht." (Zitate sind alle der Dorfchronik entnommen).


Das 18. und 19. Jahrhundert müssen ruhigere, relativ ertragreiche Zeiten gewesen sein. Zumindest zu dieser Zeit war das Haus bereits Dorfgaststätte mit Saal und "Fremdenzimmern". Einen kleinen Beleg dafür gab eine kürzlich durch Zufall wieder freigelegte Wandmalerei aus dem Biedermeier (ca. 1815) sowie die noch weiter zurückdatierenden Fensterbeschläge.


Anhand der Bausubstanz wurde von Restauratoren festgestellt, dass der Tanz- und Theatersaal in drei Bauabschnitten errichtet worden ist. Dessen derzeitige Wand- und Deckenbemalung stammt aus dem Jahr 1919: Nachdem der Saal während des Ersten Weltkrieges als Gefangenenlager für französische Kriegsgefangene genutzt worden war, wurde er 1919 umfangreich restauriert. Dabei wurde die ältere Biedermeier-Wandmalerei übermalt.


Nach Rücksprache mit Restauratoren wurde deutlich, dass nichtsakrale historische Wandmalerei in unserer Region äußerst selten vorkommt. Konkret wurde eine einfarbige Medaillon-Bemalung von ca. 30 cm Durchmesser teilweise freigelegt, die im Inneren eines geflochtenen Kranzes mit Verzierung ein Paar darstellt. Thematisch handelt es sich sogar um ein Schäferscenario des Rokoko. Weitere Medaillons deuten sich bereits an.


Der Saal wurde zumindest im 19. und 20. Jahrhundert für Tanzfeste und Familienfeiern genutzt. Später kamen dann Theaterveranstaltungen, Kinovorführungen, Sportaktivitäten, Ausstellungen, Verkaufsmessen und regelmäßig wiederkehrende Veranstaltungen wie Fastnachtsfest, Weihnachtsfeiern oder Jägerball hinzu. Wie bereits erwähnt, wurde er während des Ersten Weltkrieges als Gefangenenlager genutzt.


Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im gesamten Haus Flüchtlinge untergebracht. Im Haus waren in früheren Zeiten aber nicht nur Dorfgaststätte, Pension und Festsaal untergebracht: Rechts neben der Kneipe war auch noch die Post untergebracht. Auch das hatte höchstwahrscheinlich eine lange Tradition. Gegenüber wohnte und arbeitete der Schmied, der den Postpferden neue Hufe verpassen konnte. Reisende der Postkutsche konnten sich in der Gaststätte verproviantieren oder sich in den Pensionszimmern einquartieren.


Garrey lag auf der Hauptverbindung von Berlin/Potsdam über Lutherstadt Wittenberg nach Leipzig/Halle - und weiter nach Frankfurt/Main. 1815, nach Neuaufteilung auf dem Wiener Kongress, wurde es von Sachsen getrennt und Preußen zugeschlagen. - Doch auch im 20. Jahrhundert war die Kombination Kneipe und Poststelle eine echte Win-Win-Situation. Nicht nur, dass auf Ferngespräche oft stundenlang gewartet werden musste, und man die Wartezeit in der Kneipe verkürzen konnte, in der Post wurde auch die Rente ausgezahlt - dann konnte gleich der Deckel beglichen werden. Nach Schließen der Dorfgaststätte 1976 wurde nur noch der Saal gelegentlich weitergenutzt, häufig für Verkaufsausstellungen (Weihnachtsmarkt), Feiern oder anfangs auch noch als Kinosaal.


Nach einem recht langen Dornröschenschlaf wurde das Haus 2010 wieder zum Leben erweckt. In all den Jahren wird nun Schritt für Schritt das gesamte Haus grundsaniert. Schritt 1 war das Erdgeschoss mit Gaststättenraum, Küche und Privaträumen.


Schritt 2 war dann die Pension Zum weißen Raben (siehe "Pension"). Nach Schritt 3 (Außenanlagen) wird nun der letzte große Schritt getan: Die Sanierung des Festsaals.


Bereits heute dient das Haus - sowohl der Saal als auch die alte Dorfkneipe - der Kultur-Werkstatt Garrey und anderen Gruppen als Treffpunkt. Nach und nach kommt wieder Leben in das traditionsreiche Haus. Nur eine Kneipe wird es nicht mehr werden.


Wir werden Sie über die weiteren Schritte auf dem Laufenden halten.